PROJEKT: Schubladen
- derblogderdinge
- 29. Mai 2017
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. Dez. 2020
Jeder hat eine, niemand zeigt sie gerne her: Die eine Schublade, in der sich alles Mögliche ansammelt. Von wichtigen Dingen wie Pflastern, über alltäglichen Kleinkram wie Eintrittskarten, bis hin zu Unnützem wie Caipirinha-Stampfer. Als ich vor ein paar Jahren auf dem Berliner Mauerpark-Flohmarkt eine solche Schublade aus einer Haushaltsauflösung entdeckte, fiel mir das erste Mal die Bedeutung dieser zufälligen Sammlung auf. In der Schublade befanden sich unter Anderem eine SED-Anstecknadel, Streichhölzer in alten Schächtelchen, zerbröselte Medikamente zwischen zerknittertem Stanniol. Ganz unterwartet war ich in das Privatleben einer mir ganz fremden Person getreten. Hatte die Person die Anstecknadel gern getragen oder wurde sie in der Schublade zu ewiger Dunkelheit verbannt? Warum wurden die Streichhölzer nie aufgebraucht? Und hat Aspirin damals so gut gewirkt wie heute?
Diese Überlegungen führen uns direkt zu meinem neuen Projekt, den Schubladen. Wenn ich Freunde besuche, fotografiere ich diese Ablagen des Alltäglichen und zeige euch die Fotos hier in diesem Artikel. Im Gegensatz zu meinem Flohmarktfund kann ich bei besonders kuriosen Gegenständen die Besitzer nach der Geschichte dahinter fragen.
Foto #3
Kinder bewahren ganz besonders unnütze Schätze in ihren Schubladen auf. Ich kann mich bis heute erinnern, welche Gegenstände ich in einem Korb unter dem Bett vor dem Zugriff meiner Geschwister geschützt habe: Matchbox-Autos mit Glitzerlack (meinem großen Bruder entwendet); eine rosa Duftkerze, die ein Werbegeschenk war und aus Angst vor Abnützung niemals angezündet werden durfte; eine gut sortierte Sammlung von Badekugeln, die ebenfalls nur an besonderen Tagen tatsächlich verwendet wurden. Leider existiert von meiner Kinderheits-Sammlung kein Foto -- dafür hat mein Patenkind Z. ganz hervorragende Schubladen. Für das Foto oben habe ich die Spielsachen in den Schubladen farblich sortiert. Das liebste Stück ist für Z. der Schafbock in der Schublade links unten.
Foto #2
Die Reißnagel-Schachtel ist die kleine Schwester der Küchenschublade. In ihr sammeln sich neben den Reißnägeln Kleinteile wie Schrauben und Büroklammern an. Die Schachtel ist mir bei der Vorbereitung einer Party in die Hände gefallen.
Foto #1
Der interessanteste Gegenstand in dieser Schublade ist auf dem Detailfoto rechts zu erkennen: Ein verschrumpeltes Etwas, das die Besitzerin H. eines Tages auf ihrer Dunstabzugshaube gefunden hat. Ist es ein vertrocknetes Obst oder Gemüse, das jemand dort abgelegt hatte? Ein Apfel oder eine Tomate? Es lässt sich nicht festellten, um welches Ding es sich handelt. Weil es so mysteriös ist, wird es in der Schublade weiterhin aufbewahrt.
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